Mein Lehrer Zen-Meister Nishijima
Buddha beschreibt hier das Befreiungsziel genauer in
der Form von sieben Faktoren des Erwachens. Von sehr großer Bedeutung ist dabei
die Achtsamkeit, die vor allem eine
möglichst genaue Selbstbeobachtung bedeutet und unsere effiziente
Selbst-Steuerung ermöglicht. Er sagt wörtlich:
„Da erkennt ein Mensch, wenn in ihm der Faktor Achtsamkeit
des Erwachens da ist: In mir ist der Faktor Achtsamkeit des Erwachens da".
Die gute Selbst-Beobachtung ist also besonders
wichtig, um das eigene Leiden zu erkennen und weiter zu analysieren, warum das
so ist und wie die Verminderung und Überwindung vor sich geht. Mann erkennt
dann klarer, wann und wie der Weg der Freude und des Glücks gegangen wird:
"Er erkennt, dass sich die Achtsamkeit völlig
entfaltet".
Es geht um die Klarheit des Augenblicks und die
vollen Präsenz in der Gegenwart. Das ist besonders in Krisen wichtig und im Zen
für die Lebens-Praxis sehr gut entwickelt: also Leben im Hier und Jetzt. Der zweite Faktor des Erwachens ist die Unterscheidung. Es geht darum,
möglichst genau zu sehen und zu unterscheiden, was Sinn macht und was nicht.
Genau zu unterscheiden hat den Vorteil, dass man weniger Fehler macht. Dabei
sollte man immer mal wieder an den Zusammenhang und die vernetzte Ganzheit
denken.
Im Buddhismus ist der nächste Faktor, die Freude, besonders wichtig. Das wird oft
vergessen. Denn Freude macht klug und kreativ, wie wir aus der Gehirnforschung
verlässlich wissen. Und Angst macht das Gegenteil. Also gerade in schwierigen
Lebenszeiten die Freude nicht vergessen, möglichst gemeinsam mit anderen.
Dadurch vermeidet man die Sackgasse der Verzweiflung und überwindet ´Jammern
und Klagen´, die keine konstruktiven Lösungen ermöglichen.
Als nächste nennt Buddha die Energie, mit der wir leben und unseren Alltag gestalten. Das ist
besonders in Krisen wichtig, um weiter zu kommen und sich nicht hängen zu
lassen. Der Zen-Buddhismus ist übrigens in Japan in schwierigen Krisenzeiten
und Kriegen entwickelt worden. Handeln und Energie eröffnen uns neue
Möglichkeiten.
Dann werden das innere Zufriedenheit und die Gestilltheit genannt. Buddha erklärt auch in
diesem Fall, dass die Gestilltheit voll entfaltet werden soll. Es geht dabei
vor allem darum, nicht immer etwas Bestimmtes gierig haben zu wollen und mit dem
zufrieden zu sein, was man hat. Zufriedenheit führt zu innerem Gleichgewicht und
Ruhe und macht uns von Materialismus und Konsum-Sucht unabhängig. Von großer Bedeutung im Buddhismus ist natürlich die Meditation, also die meditative
Vertiefung. Dabei sitzt man mit geradem Rücken und erhobenen Kopf. Die
verschiedenen erprobten Methoden der Meditation werde ich noch erläutern. Die
Gehirnforschung hat die gute Wirkung der Meditation in neuer Zeit klar
bestätigt.
Der siebte Faktor des Erwachens ist die Gleichmut.
Der Begriff leitet sich in Deutsch nicht von „Mut“ ab, sondern von „Gemüt“ ab. Er wirkt
vielleicht etwas altmodisch, ist aber besonders treffend. Es handelt sich dabei
um das Gleichgewicht unseres `Gemüts`, wenn wir psychisch gut drauf sind.